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Die Kunst des Scheiterns und das Paradox der Exzellenz

Jeder Mensch strebt im Leben nach Glück und in diesem Zusammenhang auch nach Erfolg – sei es in der eigenen Karriere, im Beruf wie aktuell in der Politik, in der Familie oder in der Partnerschaft. Hat man dann erst einmal die Spitze des Berges erklommen, überkommt einen buchstäblich ein Triumphgefühl, denn jeder Meilenstein ist ein persönlicher Erfolg. Doch was manche Menschen nicht bedenken, ist, dass auch Erfolg vor dem Fall kommen kann.

Tritt dann das scheinbar unmögliche Szenario des Scheiterns nach dem Sieg ein, kann der Umgang mit dem Gefühl des Scheiterns schmerzhaft und frustrierend ausfallen. Aus Scham schieben viele das Scheitern auf sich selbst, nach dem Motto "bloß nicht an die Öffentlichkeit gehen", denn der gesellschaftliche Druck, immer Erfolg zu haben und keine Niederlage zuzulassen, ist groß. Man könnte sogar meinen, dass wir in Deutschland keine Kultur des Scheiterns und Versagens hätten. Dies zeigt sich gegenwärtig im Ergebnis der Bundestagswahl, bei der die christlich-demokratische Volkspartei CDU - einst die stärkste politische Kraft der Bundesrepublik – aufgrund ihres historischen Rekordtiefs nach 16 Jahren vor dem möglichen Ende ihrer Regierung steht. Und obwohl Sie die Bundestagswahl 2021 eindeuteig verloren hat, fällt es dem Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten Armin Laschet schwer sich dies einzugestehen und zumindest seinem Mitbewrber um das Amt des Bundeskanzlers Olaf Scholz, SPD zu seinem Sieg zu gratulieren.

Das Ikarus-Paradoxon

Schon die Legenden der Vergangenheit handeln vom Scheitern nach dem Erfolg. Bereits in der griechischen Mythologie erfreute sich die Legende vom Sturz des Ikarus großer Beliebtheit. Nach einem glorreichen Flugsieg stürzte Ikarus ins Verderben, nachdem er mit seinen wachsbeschlagenen Flügeln der Sonne zu nahe gekommen war und schließlich in den Tod stürzte.  Ikarus Handeln wurde oft mit seinem Erfolg und seinem Übermut mit seinem Scheitern kontrastiert. 1990 griff Danny Miller dieses Thema in seinem Werk "The Icarus Paradox - How Exceptional Companies Bring About Their Own Downfall" (Das Ikarus-Paradoxon - Wie außergewöhnliche Unternehmen ihren eigenen Untergang herbeiführen) auf und integrierte es in seine Theorie im Bereich des organisatorischen Lernens. Fortan war das "Ikarus-Paradoxon" geboren, welches das Phänomen beschreibt, dass Unternehmen nach scheinbarem Erfolg plötzlich scheitern.

Erfolg als Ergebnis, nicht als Ursache

Erfolg wird von uns Menschen oft vorausgesetzt. Sobald wir eine Aufgabe gut gemeistert haben, gehen wir oft siegessicher an die nächste Aufgabe heran. Einer der zentralen Gründe dafür ist die Annahme, dass wir die neue Aufgabe bereits gut beherrschen. Wir legen also die Messlatte für die nächste Aufgabe auf der Grundlage unserer letzten Erfolgserlebnisse an. Das führt dazu, dass wir uns weniger anstrengen, weil wir manchmal denken, dass der Erfolg schon zu uns kommen wird. Das ist jedoch ein Trugschluss, denn unsere neu erworbenen Erfahrungswerte sind tatsächlich Kompetenzen, die wir erworben haben und die wir als Stärken verstehen können. Sie ersetzen jedoch nicht alle Kompetenzen, die wir für eine neue Aufgabe benötigen. Das Resultat ist sodann der Fall nach dem Erfolg. Ein Paradox der Exzellenz. 

Erfolge oder Niederlagen sind daher oft eng mit dem Führungsstil der Entscheidungsträger verknüpft, die Unternehmen richtungsweisend leiten. Wenn all jene Entscheidungsträger und Führungskräfte, die für ihre Erfolge gelobt werden, sich auf ihren Lorbeeren ausruhen und sich mit Hochmut und einer unbesiegbaren Erfolgserwartung neuen Herausforderungen widmen, so kann dies tatsächlich zu unerwarteten Niederlagen führen. Denn Erfolg ist nur ein Ergebnis, nicht aber die Ursache.

Die Einstellung zum Scheitern

Viele Studien greifen dieses Ikarus-Phänomen des Sturzes nach dem Sieg auf und raten, sich mit großem Engagement neuen Aufgaben zu widmen. Sie appellieren an die Führungskräfte, sich neuen Vorhaben als neue Herausforderung zu widmen, so wie sie es vor dem letzten Erfolg getan haben. Außerdem weisen sie darauf hin, dass es auch bei größter Sorgfalt und Hingabe zu Misserfolgen kommen kann. Das Ereignis, das dann von manchen als Scheitern und Niederlage interpretiert wird, kann viele entmutigen, weiterzumachen. Dies liegt daran, dass Scheitern in der allgemeinen Wahrnehmung in der Gesellschaft weitgehend noch ein Tabuthema ist. Woran liegt diese Haltung gegenüber Misserfolgen? Müssten wir Menschen in der Gesellschaft nicht gegenseitig aus unseren Fehlern lernen und nachsichtig im Umgang miteinander sein, sodass wir daran miteinander wachsen können?

Auch Beinahe-Erfolge sind Erfolge

Eine mögliche Lösung wäre, Herausforderungen mit anderen Erwartungen anzugehen. Wenn wir unsere Ziele nicht erreichen, sollten wir dies nicht immer sofort als Niederlage ansehen. Vielmehr sollten wir verfehlte Ziele auch als so genannte "Beinahe-Erfolge" interpretieren. Wir können und sollten stolz auf unsere Leistungen sein, auch wenn der Absturz sich als unvermeidlich anfühlt. Scheitern kann als Lernerfahrung für die Zukunft mitgenommen werden und uns dazu bringen, über unsere Fehler nachzudenken, um sie als Stärken zu begreifen.

Schließlich müssen wir uns vergegenwärtigen, dass jeder Mensch dazu neigt, Fehler zu machen, und auch die besten Spitzenkräfte haben bereits viele Niederlagen in Kauf nehmen müssen, um da hin zu kommen, wo sie heute sind. Die Reflexion des eigenen Handelns und der eigenen Stärken und Schwächen in Bezug auf Erfolge und Misserfolge gehört zur Aufgabe einer guten Führungskraft.

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