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Heterarchien und Vernetzung in der systemischen Führung

Heterarchien

Geprägt wurde der Begriff der „Heterarchie“ als Gegenteil von „Hierarchie“ 1945 von dem amerikanischen Neurophysiologen und Kybernetiker Warren McCulloch im Zusammenhang mit neuronalen Netzwerken: Eine Theorie zur Signalweiterleitung zwischen Neuronen in neuronalen Netzwerken geht von einer heterarchischen Kommunikationsstruktur aus. 

Gilbert Probst, Professor für Unternehmensorganisation an der Universität Genf  griff 1992 das Prinzip der Heterarchie auf und machte sich über eine heterarchische Organisationsstruktur Gedanken: Er entwickelte das Prinzip der selbst steuernden Organisation, in der jeweils einer der lose miteinander gekoppelten und spezialisierten Organisationsbereiche für eine bestimmte Zeit eine Steuerungsfunktion übernimmt. Die direkte Abstimmung der Einheiten untereinander geschieht durch moderne Kommunikationstechnologie und auf Basis geteilter Werte und Normen. Hierbei trifft es diejenige Gruppe im Organisationsgefüge, die je nach Situation und Aufgabe die höchste Qualifikation und die meisten Ressourcen mitbringt. 

Somit besteht in einer Heterarchie kein dauerhaftes Macht- und Koordinationszentrum, sondern viele Entscheidungszentren. Die Koordination übernehmen unterschiedliche Unternehmenseinheiten. Dies setzt eine umfassende Informationsvernetzung voraus, um eine Informationsteilung (d. h. geteiltes Wissen über die zentralen Strategien und Ziele) über die gesamte Organisation zu erreichen.  Das Gefüge entwickelt sich problemorientiert, in Abhängigkeit von der Aufgabenstellung auch mit unternehmensexternen Akteuren. Dadurch weist diese Organisationsform einen sehr hohen Grad an Flexibilität auf und kann sich schnell veränderten Umweltbedingungen anpassen. Fischer schreibt, „Heterarchie ist als funktionale und temporäre, als fluktuierende Hierarchie begreifbar, deren Autorität nicht selbstlegitimiert ist wie bei der Hierarchie, sondern sich aufgrund von besserer Information konstituiert“.

In heterarchischen Organisationen gibt es keinen formellen Chef, sondern einen  spirituellen Führer. Ein Beispiel dafür ist Al-Qaida mit den vielen einzelnen Terrorzellen dieser Organisation.

Vernetzung ist die Antwort

Eine Netzwerkorganisation besteht aus relativ autonomen Mitgliedern – ob Einzel­personen, Gruppen oder Unternehmungen –, die durch gemeinsame Ziele und Werte miteinan­der verbunden sind und zur gemeinsamen Leistungserstellung ein komplemen­täres Know-how einbringen. Die Zwecke und Ziele dieser unternehmerischen Form der Zusammenarbeit sind denen sozialer Netzwerke vergleichbar. Wesentliche Unterschiede: Die rein wirtschaftliche, sprich materielle, Beschaffenheit und die Stringenz, mit der ökonomische Netzwerke auf effektives Funktionieren und Resultate ausgerichtet sind. 

Netzwerkorganisationen sind die Antwort auf die veränderten Wirtschaftsbedingungen. Die globalisierte Wirtschaft ist eine weltweit zusammenhängende, in vielfältigen Abhängigkeiten verflochtene Wirtschaft, in deren Folge der Kosten- und Wettbewerbsdruck immer weiter zu- und die Marktchancen gleichzeitig abnehmen. Also müssen die Unternehmen reagieren, mit Veränderung und Anpassung: mehr Flexibilität, mehr Investition in Innovation und Nutzung neuer Chancen der regionalen Konzentration, die im Fahrwasser der Globalisierung entstehen. Die Etappenziele lauten Abbau der traditionellen Hierarchiestrukturen, Analyse von Produktionsabläufen und -kosten, gebündeltes Know-how auf interner und externer Ebene – sprich: die konzentrierte Wirtschaftsorganisation mit Vor-Ort-Vernetzung. 

Eines der Mittel auf diesen Wegen der Weiterentwicklung ist die Netzwerkorganisation, die intern und extern umgesetzt wird. Ein internes Netzwerk setzt sich zusammen aus organisatorischen Einheiten der Firma. Es gibt keine hierarchische Über- oder Unterordnung im formell organisatorischen Sinn; das interne Netz lebt durch di­rekte und intensive Beziehungen zwischen den Mitgliedern gleicher und unterschiedlicher Ebenen. Die Teamarbeit steht im Vordergrund.